Blogparade: Mein digitaler #Zugvogel ist...

Klaus Eck mit digitalem #Zugvogel
Klaus Eck mit digitalem #Zugvogel

Von Christiane Brandes-Visbeck

 

Klaus Eck, profilierter Kommunikationsberater und PR-Blogger ruft zur Blogparade "Wer ist Ihr digitaler #Zugvogel?" auf. Eine Blogparade ist so eine Art crossmedialer Debatte. Jeder, der Lust hat, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, kann dazu einen Beitrag auf seinem eigenen Blog verfassen, der vom Initiator verlinkt wird. 

 

Obwohl ich nicht regelmäßig blogge und wenig journalistisch arbeite, halte ich sehr viel davon, am öffentlichen Diskurs teilzunehmen. Vor allem, wenn es um Fragen des digitalen Wandels und unsere Haltung dazu geht. Die Idee von Klaus Eck, sich über meinen digitalen #Zugvogel Gedanken zu machen, hat mich zu einer ganz persönlichen Reflektion über Leadership und Vorbilder inspiriert: 

Das Problem mit der Poolposition

Kraniche erholen sich vom Vogelflug
Kraniche erholen sich vom Vogelflug

Seit Mitte der 1990er Jahren war ich als Führungskraft digital unterwegs. Beim "jungen" TV-Magazin "avanti", dessen Redaktions- und Produktionsleiterin ich war, haben wir als eine der ersten Fernsehredaktionen in Deutschland ein digitales Schnittsystem verwendet. Um die Jahrtausendwende wurde ich bei der Bertelsmann AG zur Online-Chefredakteurin bestellt, ein paar Jahre später zum Director Content Business Development bei einem deutsch-amerikanischen Medien-Start-up.

 

Warum schreibe ich das alles? Weil ich mich in dieser Zeit nie um Vorbilder und digitale #Zugvögel gekümmert habe. Wir haben einfach "gemacht". In dem Glauben, dass es in sich veränderten Zeiten sowieso niemanden gibt, der mit Sicherheit weiß, wohin die Zukunft uns leiten wird. Meistens bin ich als Chefin einfach so vorweg geflogen. Ich mochte das Gefühl, an der Spitze zu sein und mich nur nach meinem gesunden Menschenverstand und den neuen digitalen Entwicklungen richten zu müssen. Gemeinsam mit meinen Teams und der Unterstützung befreundeter Experten habe ich die Routen bestimmt - und auf geht's. So sind wir davon geflogen, nicht immer wohl sortiert, aber oft weiter als von Manchem erwartet. Dabei habe ich wiederholt die Erfahrung gemacht: Die Position des #Zugvogels ist super anstrengend. Sie kostet viel Kraft und lässt sich vielleicht auf Dauer nicht durchhalten. Und seit dem frage ich mich: Wie kann ein #Zugvogel, der ganz vorne fliegt, der den Stürmen schutzlos ausgeliefert ist, seine Ressourcen schonen?

 

Auch Zugvögel wie Kraniche, Störche und Co. fliegen bei ihn weiten Strecken zu ihren Sommer- und Winterquartieren in einer hierarchisch anmutenden V-Formation. Das macht Sinn, denn der Flügelschlag der Vorausfliegenden erzeugt einen Aufwind, den dahinter fliegende Vögel für sich nutzen können. Sie selbst müssen seltener mit den Flügeln schlagen, sparen dadurch bis zur Hälfte der im Alleinflug benötigten Energie. Doch was ist mit dem #Zugvogel, der vorne fliegt? Ein Biologenteam der Berliner Humboldt Universität hat beobachtet, wie Waldrappen aus der Vogelfamilie des Ibis, das Problem der Poolposition lösen: Damit sich kein #Zugvogel überanstrengt, wechseln sich die Waldrappen ab! Jedes Tier muss mal vorne fliegen. Und jeder Waldrapp fliegt - gerecht verteilt - gleich lang an der Spitze. 

 

Mein digitaler #Zugvogel ist...

Zurück zu meinem eigenen Leben. Sicherlich erklärt das Gesetz vom Kräfteausgleich, warum ich mich beim beruflichen Vogelflug aktuell weiter hinten eingereiht habe. Ich war so lange ganz vorn, jetzt sind mal die anderen dran. Dies ist mir nur möglich, weil ich weiß, dass es auf Twitter, Facebook, verschiedenen Blogs und Medienportalen digitale #Zugvögel gibt, deren Aufwind ich gern für meine persönlichen Höhenflüge nutze. Durch die Digitalisierung habe ich einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu Gedanken und Informationen kluger und inspirierender Menschen, die ich jetzt aufnehmen, im Alltag ausprobieren und umsetzen kann, weil ich selbst dank der V-Formation im Energiesparmodus fliege.

 

Und wie bei den Waldrappen habe auch ich nicht nur einen einzigen digitalen #Zugvogel. Mich begeistern ganz unterschiedliche Menschen in Netz. Je nach Streckenabschnitt auf der Route meines Lebens sind es die Mach-was-Predigten eines @SaschaLobo, die klugen Rants einer an unserer Gesellschaft (ver-)zweifelnden @Frau_Meike, die nur auf den ersten Blick lustigen, weil todernsten, Lebensweisheiten einer @pyseudonymphe oder die wohlformulierten Respektiert-euch-mal-Zwischenrufe einer @Mohrenpost, immer dann, wenn aus ihrer Sicht das mediale Netz mal wieder so richtig die Orientierung verliert.

 

Mich inspirieren auch digitale Fach-Flaneure, Content-Strategen, Management-Gurus und Netz-Ausprobierer, wenn sie anderen Menschen wohlwollend gegenüber treten, ihr Wissen teilen ohne sich dabei über andere zu erheben, und vor allem dann, wenn sie mir (und allen anderen) wissend zuzwinkern. 

 

Das Leben ist Ernst genug. 

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